Der Ursprung in Europa

Kreuzfahrten als beliebte Reiseform sind erst seit einigen Jahren im Bewusstsein vieler Reisender. Deshalb könnte man meinen, dass es eine recht neue Urlaubsart ist. Viele Reedereien blicken aber schon auf eine lange Geschichte zurück. Zum Beispiel Holland America Line, die in diesem Jahr bereits ihr 150-jähriges Jubiläum feiert.

Die Geschichte der Reederei ist eng mit ihrer „Heimat“ Rotterdam und deren Auswanderern verbunden und begann 1870 mit einer Gruppe von Rotterdamer Unternehmern. Sie gründeten die C.V. Plate Reuchlin & Company (offizielles Gründungsdatum ist der 8. Februar 1871) mit dem Ziel, einen regelmäßigen Transatlantik-Liniendienst für Passagiere und Fracht von Rotterdam in die Neue Welt zu betreiben. Das Unternehmen bestellte zwei Schiffe: die Rotterdam und die Maas, das erste benannt nach der Heimatstadt und das zweite nach dem Fluss, der durch sie floss. Das erste Schiff, die Rotterdam, brach am15. Oktober1872 mit 70 Passagieren und 80 Tonnen Fracht zu ihrer ersten Fahrt nach New York auf.

Die Anfänge erwiesen sich allerdings als schwer. Denn das Unternehmen erhielt im Gegensatz zu seinen britischen und deutschen Mitbewerbern keinerlei Unterstützung der niederländischen Regierung. Außerdem waren die Niederlande nur ein kleines und dünn besiedeltes Land, mit wenig oder gar keinem Bedarf an internationalen Passagierreisen. Daher musste das Unternehmen den Großteil seiner Passagiere und Fracht außerhalb der Niederlande finden. Es hatte nur dann eine Überlebenschance, wenn es den gleichen Service wie die Konkurrenz anbieten konnte. Das bedeutete Expansion und diese konnte nur mit Fremdmitteln finanziert werden. Um dieses Geld zu erhalten, ging das Unternehmen an die Börse. So wurde am 18. April 1873 die Netherlands American Steam Navigation Company oder NASM (Nederlandsch Amerikaansche Stoomvaart Maatschappij) gegründet. Es dauerte nicht lange und alle nannten sie die Holland America Lijn; aber dieser Name wird erst seit 1896 auch offiziell geführt.

Im Jahr 1898 feierte das Unternehmen sein 25-jähriges Bestehen und konnte stolz verkünden, dass seine Schiffe in dieser Zeit 1.300 Fahrten unternommen und 5 Mio. Passagiere transportiert hatten. Bis 1900 war das Unternehmen dann so stark gewachsen, dass es sich entschied, separate Schiffe für Fracht und Passagiere einzusetzen. Die ersten drei Passagierschiffe entwickelten sich schnell zu gewinnträchtigen Einnahmequellen und die Erfolgsgeschichte der Reederei nahm Fahrt auf. In den nächsten Jahren wurden weitere Schiffe dazu gekauft.

Mit der Zijldijk, dem ersten reinen Frachtdampfer des Unternehmens wurde dann auch die Namensgebung der Schiffe fest etabliert. Dijk-Namen für die Frachtschiffe und Dam-Namen für die Passagierschiffe. Alle verwendeten Namen stammen (mit wenigen Ausnahmen) aus Städten, Dörfern oder Gebieten in den Niederlanden. Die gleichen Namen werden seit dem immer wieder verwendet. Deshalb fahren auch heute noch eine Rotterdam, eine Veendam, eine Nieuw Amsterdam usw. für die Reederei.

Komfort auf Passagierschiffen

Die Auswandererschiffe von HAL wiesen auch eine Besonderheit für ihre Passagiere auf. Sie bekamen ihre Mahlzeiten im Speisesaal serviert. Bis zu diesem Zeitpunkt ließen die meisten Unternehmen die Auswanderer für ihr eigenes Essen sorgen und dort essen, wo sie schliefen. Die Idee, den Passagieren ein angenehmes Umfeld für Ihre Mahlzeiten zu verschaffen, war wohl eine kluge wirtschaftliche Entscheidung der Reederei. Denn nach ihrer Ankunft in New York berichteten die Auswanderer an die Daheimgebliebenen und diese entscheiden sich aufgrund diese Komforts für ihre eigene Auswanderung dann gerne für eines der Schiffe von HAL …

Im Laufe der nächsten Jahre erwies Holland America Line sich als Trendsetter. Während andere Unternehmen beim Bau ihrer Schiffe hauptsächlich Wert auf die Geschwindigkeit legten, wurde mit der neuen Rotterdam das erste Schiff mit einem geschlossenen Promenadendeck mit Glasfenstern gebaut. Ein erster Meilenstein auf dem Weg zum Kreuzfahrt-Luxus.

Geschäftliche Veränderungen

Das Geschäft mit den Auswanderern brach 1921 ein, als in den USA mit dem „Immigration Act“ versucht wurde, den Zustrom aus Europa einzudämmen. Die Beschränkung der Einwanderungen bedeutete einen erheblichen Verlust für die Reedereien. Sie waren zum Umdenken gezwungen. Und wieder erwies sich HAL als klug geführt. Die Reederei befuhr neue Routen; die Karibik wurde ins Programm aufgenommen. Vier neue Schiffe wurden dafür in Dienst gestellt. Außerdem wurde auf den anderen Schiffen eine Touristenklasse etabliert, die günstiges Reisen ermöglichte.


Das Unternehmen durchlebte zwei Weltkriege und die Zeit der Depression und erstand immer wieder neu. In den 1950ern erlebte die Reederei mit dem Wirtschaftsboom auch wieder einen Aufschwung. Denn die Nachfrage nach bezahlbaren Transatlantik-Überquerungen stieg. Die Route wurde zu jeder Jahreszeit befahren. Das Vergnügen hielt sich zu der Zeit bei stürmischer See aber sicherlich im Rahmen, denn die Schiffe von HAL fuhren bis 1957 ohne Stabilisatoren.

Seit dem Ende der 50er Jahre schwand die Zahl der Passagiere kontinuierlich. Erstmals flogen mehr Menschen die Strecke, als das sie mit dem Schiff fuhren. Eine weitere Herausforderung für die Reederei, der sie begegneten in dem Sie die Passagierschiffe für Gäste komfortabler gestalteten. Vor allem aber auch damit, dass sie in den nächsten Jahren in das Geschäft mit der Fracht investierten.

Das Geschäft flachte allerdings massiv ab. Denn mit den neuen großen Containerschiffen konnten die kleinen Frachtschiffe nicht mithalten. In den 70er Jahren musste eine Entscheidung getroffen werden und es wurde beschlossen, sich auf das Passagiergeschäft zu konzentrieren. Der Frachtteil des Unternehmens wurde verkauft.


Die existierende Flotte wurde zu einer Kreuzfahrtflotte und es wurde expandiert. Die erste Erweiterung der Kreuzfahrtflotte war die Prinsendam von 1973. Ein kleines Kreuzfahrtschiff mit Platz für 374 Gäste. Sie befuhr im Winter indonesische Gewässer und im Sommer Alaska. Das kleine Schiff war ein Test, denn niemand wusste, wie sich das Kreuzfahrtgeschäft entwickeln würde …

Die Flotte von Holland America Line heute

Wie wir jetzt wissen, entwickelte es sich mehr als gut. Nicht nur für Holland America Line, die seit 1989 eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Carnival Corp., der größten Kreuzfahrtgesellschaft der Welt ist. Für HAL befahren zurzeit 11 Schiffe die Weltmeere und laufen dabei alle sieben Kontinente an. In den letzten Jahren wurde die Flotte allerdings ein wenig verkleinert: Im Juli 2019 verließ die Prinsendam die Flotte und während der COVID-Pandemie verkaufte Holland America Line vier weitere Schiffe. Die Fährschiff-Reederei Seajets kaufte die Veendam (umbenannt in „Aegean Majesty“) und die Maasdam (umbenannt in „Aeagean Myth“). Die frühere Maasdam wurde allerdings 2022 an die neue, französische Reederei Compagnie Française de Croisières verkauft. Die Amsterdam und die Rotterdam wurden an die britische Reederei Fred Olsen Cruise Lines verkauft. Der Verkauf der „alten“ Rotterdam öffnete allerdings die Türen für die „neue“ Rotterdam, die im Juli 2021 zur Flotte stieß. Der Bau des Schiffes war bereits vor der Pandemie geplant. Eigentlich sollte es Ryndam heißen, aber durch den Verkauf des alten Schiffes konnte so als neues Flaggschiff der Reederei die Rotterdam VII willkommen geheißen werden. Die amerikanische Die amerikanische Reederei bewahrt ihre europäische Tradition und steht heute noch für klassische Kreuzfahrt mit exzellentem Service.

Interessieren Sie sich für das neue Flaggschiff, die Rotterdam? In unserem Blogartikel über die Rotterdam lesen Sie mehr darüber.

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